Pandemie ist vermutlich das beliebteste kooperative Spiel der letzten Jahre. In Pandemie stellen 2 bis 4 Spieler verschiedene Mitglieder einer internationalen Task Force, die weltweit ausbrechende Pandemien eindämmen und letztendlich versuchen Gegenmittel zu erforschen, um die Weltbevölkerung zu retten.
Spieler ziehen am Anfang eine von fünf verschiedenen Rollen mit unterschiedlichen Spezialfähigkeiten. Im weiteren Spielverlauf planen die Spieler gemeinsam wie jeder Spieler seine vier Aktionspunkte am besten einsetzt. Dabei ist die Koordination der Spielzüge aller Spieler sehr wichtig, um gegen die Pandemien eine Chance zu haben. Trotz der strategischen Tiefe ist die Komplexität der Regeln überschaubar, so dass auch Einsteiger in das Spiel finden.
Interaktion: 9 aus 10
Als kooperatives Spiel ist die Interaktion naturgemäß hoch. Die Spieler kommunizieren ständig miteinander und versuchen zusammen herauszufinden, welche Züge am besten sind.
Theoretisch könnte jeder Spieler alleine seine Züge planen. Aber ohne gemeinsame Koordination ist das Spiel kaum zu gewinnen, dafür ist selbst der geringste der drei Schwierigkeitsgrade noch zu anspruchsvoll.
Im Gegensatz zu Space Alert hat man dabei keinerlei Zeitdruck, so dass Pandemie auch für ruhigere Gemüter geeignet ist.
Spaß: 8 aus 10
Das Spiel ist sehr gut balanciert. Gerade durch die drei verschiedenen Schwierigkeitsgrade kann in fast jeder Partie ein hoher Spannungsbogen entstehen. In vielen Partien kommt der Moment, wo der Kampf gegen die Pandemien aussichtslos scheint, zu stark haben sie sich schon ausgebreitet. Aufgrund der vielen Möglichkeiten, die es gibt, findet sich nach reiflicher Überlegung aber doch oft noch eine unverhoffte Lösung. Umgekehrt gilt dies aber auch: nicht selten wiegen sich die Spieler in Sicherheit und glauben fest an den Sieg, und mit ein bisschen Pech wird es plötzlich doch noch eng und man verliert sogar noch.
Das Spiel schafft den schwierigen Spagat zwischen Strategie und Zufall: zwar hat man viele Optionen und viel Einfluss auf das Spielgeschehen, aber letztendlich bestimmen die zufällig gezogenen Karten, wann eine Epidemie ausbricht. Da man weiß wieviele Epidemiekarten es gibt, kann man aber abschätzen wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass die nächste eine Epidemiekarte ist. Diese kontrollierte Unsicherheit sorgt für Spannung und reduziert dennoch nicht den strategischen Anspruch.
Was mir auch sehr gut gefällt ist die tolle thematische Umsetzung. Zusammen Pandemien bekämpfen, die die Weltbevölkerung bedrohen ist eine tolle Story für ein kooperatives Spiel.
Getrübt wird der Spaß, wenn die Spieler zu sehr unterschiedlich gut sind. Denn dann ist die Gefahr groß, dass ein Spieler (manchmal der erfahrenste und öfter der selbstbewussteste) dominant ist und die Züge der anderen Spieler diktiert. Dann wird aus einem kooperativen Spiel ein Solospiel. Dass der kooperative Aspekt kein absolut integraler Bestandteil des Spiels ist, erkennt man auch daran, dass die entsprechende Ipad App, die übrigens sehr gelungen ist, alleine gespielt wird.
Wiederspielreiz 6 aus 10:
Der Wiederspielreiz ist für mich der Schwachpunkt von Pandemie: Ich habe es schon oft gespielt und meine Lust darauf ist schon spürbar gesunken. Die Spiele ähneln sich und je mehr Erfahrung ich habe, desto schwieriger ist es gleich starke Mitspieler zu finden.
Die gefühlte Herausforderung sinkt natürlich auch mit der Spielerfahrung. Ich habe es noch nicht getestet, aber ich glaube mit einer Zeitbeschränkung pro Zug würde das Spiel für mich einiges an Reiz gewinnen. Erstens, kann man so den Schwierigkeitsgrad beliebig erhöhen, da es mit weniger Bedenkzeit zu zunehmend schwerer werden dürfte. Zweitens, sind ewige Diskussionen zwischen den Spielern nicht möglich, so dass ein dominanter Spieler unter Umständen nicht die Zeit findet anderen Spielern zu sehr in ihre Züge hineinzureden.
Weitere Spielerrollen sollten den Wiederspielreiz auch erhöhen, die gibt es in den Erweiterungen (die ich leider noch nicht gespielt habe).
Fazit: Pandemie ist ein tolles kooperative Spiel, das für sowohl Einsteigern und Vielspielern gefallen mag. Vor allem mit den richtigen Mitspielern macht die interaktive Bewältigung der Herausforderung viel Spaß.